Daphné
Manchmal komme ich mir vor wie Morticia Addams von der Addams Family, die die Blüten der Rosenstiele entfernt, bevor sie die Rosenstiele in die Vase steckt.
Blüten sind nur Beiwerk, sie machen nicht die Rose aus. An erster Stelle steht bei mir immer der Strauch, die Blüten sind dann Extras oder Geschenke. Und Geschenke müssen sich rar machen und dürfen keineswegs alltäglich sein wie die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken oder die Liebe meiner Katze, nein, sie werden nur zu Weihnachten oder zum Geburtstag oder zu ganz wenigen Anlässen übergeben und dürfen keinesfalls so beliebig sein wie es das Öfterblühen mancher Rosen ist.
Ein gutes Beispiel dafür ist diese Rose namens Daphné, eine historische Gallica, wie geschaffen, als Gegenstand einer Ode an die Bescheidenheit zu dienen.
Ein Strauch, der sich jahrein, jahraus wacker durch die Jahreszeiten schlägt. Immer und zu jeder Zeit macht er dabei das Richtige, er wächst und gedeiht, seine groben Blätter fangen das Licht des Sommers ein, bis sie im Herbst vergehen, er treibt hie und da einen Ausläufer, um sich ein wenig auszubreiten, er kommt durch den Winter, egal, in welchem Garten Europas er gepflanzt wurde, dann treibt er wieder aus und dann, nach etwa 340 Tagen, schickt er sich an, seinem Besitzer erneut eine bescheidene Sammlung von Geschenken zu unterbreiten und öffnet über die Tage und nach und nach eine köstliche Blüte nach der anderen.
Und diese Blüten sind von einer solch wunderbaren Schönheit, als hätte da jemand genau diese Zeit gebraucht, um sie hervorzubringen und nicht einen Tag weniger.
Das mit der Katze war nur Spaß.
Weder besitze ich eine Katze noch lieben Katzen ihre Bediensteten.